Prinzipiell bin ich eine dem hohen Anspruch verhaftete Zeichnerin, was anderes will ich jedenfalls nicht hören. Manchmal kann aber sogar ich der Verlockung nicht widerstehen, ein oft bemühtes Thema mittels lahmer Ideen darzustellen. Und trenne mich dann noch nicht mal wieder davon. Eine Klopapierrolle, der es gelingt, das Wort „Rollen“ zu rollen, ist ein gutes Beispiel. In der Realität ist so ein Versuchsaufbau absolut unmöglich. Aber das allein ist es nicht. In Wirklichkeit versuche ich so das Thema Klopapierhamstern zu tarnen.
Denn, und eine interessante Randnotiz ist das allemal, die Leute fingen trotz zahlreicher Aufklärungsversuche schon wieder damit an.
Feline und ich waren im Supermarkt. Den Prioritäten entsprechend trugen wir Waren zusammen.
Stopp!
Masken vergessen. Also noch mal richtig.
Während ich sehr zufrieden mit einem Riesenpack Klopapier zum Wagen zurückgekehrt kam (das spart Verpackung, nur deswegen), hatte sich Feline schon Argumente für das von ihr ausgewählte Produkt zurechtgelegt. Erstens: Fast alle in der Schule hätten jetzt so eine Decke, weil zweitens: das Fenster immer geöffnet sei – unverzichtbare Coronamaßnahme nämlich. Und es müsse zum Dritten auch dringend genau diese sein, in dieser Farbe und der Flauschigkeit wegen aus 100 Prozent Erdöl. Ich stimmte sofort zu.
Nach der Anschaffung einer Grundausstattung waschbarer Masken, wegen dauerhaften Tragens während des Schulbetriebs in ihrer Zahl derer der Socken nicht mehr unähnlich, langen Sportzeugs für Hugos erforderlichen Außensportunterricht, einer vollumfänglichen Yogaausstattung für mein Online-Yoga und eines hochprofessionellen Tonaufnahmeequipments für Jans Online-Folksession stellt sich die Frage, was wir als nächstes anschaffen müssen, wirklich nur ganz am Rande.
Ich bin dann noch mal zurück zum Sushi-Stand im Eingangsbereich des Supermarktes, weil ich plötzlich Lust auf noch mehr Gerolltes bekam.
In der asiatischen Küche werden Lebensmittel gern zu Rollen verarbeitet – oft zu ihrem Vorteil. Japanische Maki, vietnamesische Nem und koreanische Gimbap zum Beispiel sind köstlich.
Nur den Deutschen scheint das nicht so gut zu gelingen. Bei der ostdeutschen Eierkuchenrolle muss ich immer an die viel zu dicken Eierkuchen meiner Kindheit denken. Meine Mutter streitet das ab, obwohl wir uns alle sehr gut daran erinnern können. Dieses Phänomen ist nicht ungewöhnlich. Erinnerungen werden nachträglich beschönigt. So lässt es sich insgesamt besser leben. Und so hat meine Mutter in ihrer Vorstellung eben feinste, hauchdünne Crêpes gebacken.
Das westdeutsche Pfannkuchenröllchen lag vor Corona gerne auf Mitbringbuffets. Es wirkt sehr gequält mit seiner fettigen Lachs- und Frischkäsefüllung. Bei mir hat die nachträgliche Beschönigung in beiden Fällen nicht geklappt. Mit richtigen Crêpes kann man sowieso alles machen, falten, halbieren, achteln, sogar rollen geht.