Immer im Januar bekomme ich Sehnsucht nach dem Sommer. Die Ferien sind vorbei und der Blick geht jetzt nach vorn.
Im Sommer ist es warm und hell und außerdem gibt es Melonen.
Wenn ich den Lauf des Jahres irgendwie bildlich darstellen sollte, würde ich statt der häufig verwendeten Torten einfach eine Melone nehmen. Genau wie eine unaufgeschnittene Melone liegt das ganze neue Jahr vor dir. Um dann schneller als du kucken kannst dahinzuscheiden.
Jan findet das seltsam. Er denkt als nächstes an die Winterlinge, die Schneeglöckchen und all die anderen Frühblüher. Und meint, dass alles zu seiner Zeit drankommen müsse.
Falsche Reihenfolge? Ja selbstverständlich, die Frühblüher kommen zuerst, aber gibt es da schon Melonen? Nein! Ich bin also gezwungen, das Frühjahr, das ich ebenfalls kaum erwarten kann, für den Augenblick zu überspringen. Das wäre dann wohl geklärt.
Bis Ende Juni wirst du die eine Hälfte der Melone zwar aufgegessen haben. Aber die andere ist immer noch da. Das ist der Sommer!
Vom Sommer zehre ich jetzt, wie die Maus Frederik, die im Winter die Sonnenstrahlen verteilt, die sie im Sommer gesammelt hat. Und genau, da haben ihn noch alle als faul bezeichnet. Dabei wärmt nichts mehr als diese wunderbare Mischung aus Erinnerung und Vorfreude.
Weißt du noch, Kroatien im vorletzten Sommer? Umgeben vom Lärm der Zikaden aßen wir zuckersüße Melonen. Es war einer unserer schönsten Urlaube.
Die Melonen in Kroatien sind so schwer wie ein Stapel Ziegelsteine. Es ist unmöglich, sie in der Hitze eine halbe Stunde lang zum Ferienhäuschen hochzuschleppen. Deswegen mussten wir das Auto nehmen. Wir haben immer aufgepasst, dass uns niemals die Melonen ausgehen.
Es gibt auch Feigen in Kroatien. Ungefähr ist jeder Baum, der kein Olivenbaum ist, ein Feigenbaum. Allerdings waren die Feigen erst am letzten Tag unseres Urlaubs reif. Wenn ich im Januar an den Sommer denke, kommen mir Feigen auch wirklich nur als Letztes in den Sinn.
Alles Gute ist aber nie beisammen. Auch die Spinnen sind dort groß. Sehr, sehr groß. Überall hängen sie in ihren Netzen. Inzwischen weiß ich, dass dort eine Tarantelart und eine europäische Art der Schwarzen Witwe leben. Beide sind nicht lebensgefährlich. Menschen mit Arachnophobie haben aber sowieso andere Probleme.